Im Jahre 1985 beging die politische Gemeinde Lappersdorf eine große Feier zum 800-jährigen Bestehen des Ortes. Bezugspunkt war eine Urkunde des Papstes Lucius III. vom 28. Februar 1185, in der dem Stift zur Alten Kaplle in Regensburg Besitzungen in Leutfridestorf bestätigt wurden; gemeint war damit wohl der große Grün- und Getreidezehent. Inzwischen ist freilich eine noch ältere, wenngleich nicht sicher datierbare urkundliche Erwähnung bekannt; sie dürfte aus dem frühen 11. Jahrhundert stammen. In einem Eintrag im ins zehnte Jahrhundert zurückreichenden Traditionsbuch, gewissermaßen dem Inventarverzeichnis, von St. Paul - Mittelmünster wird festgehalten, dass eine Klosterfrau Judith einen Hof zu Lewtfridesdorf, ihr Erbteil, an eben dieses Kloster geschenkt hat; um 1210 wurde er von St. Paul an St. Emmeram vertauscht. Wahrscheinlich begannen die ursprünglichen Besitzer dieses Hofes damit, den Ort auszubauen und kleinere Anwesen zu gründen. Auch die Wittelsbacher Herzöge, die Besitzungen in Lappersdorf hatten, errichteten auf ihrem Grund neue Hofstellen, deren Inhaber vor allem Weinbau und Fischerei betrieben. So entstand im Laufe der Zeit ein kleiner Ort, der freilich bereits im Jahre 1224 eine Kirche hatte; sie gehörte nach einer Urkunde des Bischofs Konrad IV. als Filiale zur Bürgerpfarrei St. Kassian zu Regensburg und wurde von dort aus durch einen Provisor betreut. Dieser wohnte nicht im Ort selbst, sondern kam jeweils aus Regensburg, wenn priesterliche Aufgaben zu erfüllen waren.

Ein Intermezzo gab es an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. 1542 führte der Herzog Ottheinrich von Neuburg-Pfalz, wozu Lappersdorf gehörte, im Zuge der Reformation das lutherische Bekenntnis ein; das Motto war ja seinerzeit: Cuius regio, eius religio. Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1546/47 zwangen die kaiserlichen Truppen die neuburgischen Untertanen, wieder katholisch zu werden. 1552 erhielt Ottheinrich sein Land zurück und die Bevölkerung musste erneut zum Luthertum konvertieren. Dies blieb so bis 1615, als Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm das katholische Bekenntnis restaurierte. Lappersdorf war in dieser Zeit eine Filiale von Hainsacker. Damals gab es eine Reihe von Problemen. Der Hainsackerer Geistliche klagte, dass die Lappersdorfer nicht in die Pfarrkirche kämen, da ihnen der Weg zu weit sei. Der Pfarrer hinwiederum weigerte sich einige Zeit, in Lappersdorf nach den Gottesdiensten, die alle drei Wochen stattfanden, Kinderlehre zu halten, da er nicht verpflegt wurde, was einige Bauern ablehnten, da sie dafür angeblich nicht die nötigen Mittel hätten. Die Kirche war in einem schlechten Zustand; sie hatte kein Dach mehr. Der Moral der Bevölkerung stellen die Visitationsprotokolle kein gutes Zeugnis aus; 1592 klagt der Pfarrer, erhabe "ein haderhaftig, zänkisch und zerrhaftes Volk." Auch das Tanzverbot - Tanzen war mit der neuen strengen Religion nicht zu vereinbaren - wurde nur mäßig befolgt.

Die Rückkehr zum Katholizismus scheint reibungslos vonstatten gegangen zu sein. Zwanzig Jahre später, nämlich ab 1635, wurde mit dem Kollegialstift zur Alten Kapelle ein Vertrag geschlossen, nach dem Augustiner aus Regensburg die Seelsorge in Lappersdorf übernahmen. Sie waren schon seit 1617 hier tätig und kamen bis 1653 aus St. Mang und anschließend bis 1777 von St. Salvator. Es folgten Chorvikare aus der Alten Kapelle, die hier blieben, solange Lappersdorf eine Kuratie war. Auch noch in dieser Zeit wohnten die Geistlichen in Regensburg.

Im Laufe der Zeit nahm die Bevölkerung langsam, aber stetig zu. Die Kirche, wohl noch die alte von 1224, eine etwas größere Kapelle also, war zu klein geworden. So wurde sie 1747 vergrößert. Das Ergebnis war das Gotteshaus, das bis 1930 Bestand hatte. Die Apsis, der Altarraum also, wies nach Osten, wie es in Kirchen vielfach üblich ist, war also an der Stelle des heutigen Eingangs. Der Turm befand sich neben der Apsis. An den Längswänden des Kirchenschiffes gab es nur zwei Fenster, woraus man auf die Größe schließen kann. Zwischen ihr und der Straße Am Kirchberg lag, durch eine Mauer getrennt, ein Teil des Friedhofes. 1789 wurde der Hochaltar neu gefasst. Dabei schrieb der damalige Kurat an die Neuburger Regierung, auch die Kanzel müsse erneuert werden; sie sei baufällig, und wenn er hinaufsteige, habe er Angst, dass er sich Hals und Bein breche und die einstürzende Kanzel mehrere Zuhörer erschlage. Auch im 19. Jahrhundert erfuhr die Kirche einige Änderungen. 1870 erhielt sie eine Sakristei. Ab 1873 begann ein langer Streit um die Gestaltung des Hochaltars, der fast bis an die Jahrhundertwende dauerte. Die Begründung war, dass der Altar in früherer Zeit aus einer anderen Kirche als Geschenk nach Lappersdorf gebracht worden sei und nicht zu den Seitenaltären passe. Die Neugestaltung des Altars bereitete auch keine größeren Schwierigkeiten, das Bild ausgenommen. Das alte wurde von Fachkreisen als künstlerisch wertlos bezeichnet, das neue entsprach dem Geschmack der Zeit nicht. Im Jahre 1903 wurde eine neue Orgel angeschafft, die ihren Dienst bis in die 70-er Jahre tat, dann aber nicht mehr repariert werden konnte.

Die Bayerischen Kunstdenkmäler, die heute noch verbindliche Inventarisierung des architektonischen wie des sonstigen Kunstbestandes in Bayern, erwähnen diese Lappersdorfer Kirche. Besondere Beachtung finden dabei die Seitenaltäre, die wertvollsten Stücke. Die Marienfigur stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts; sie ist 90 cm hoch und besitzt einen "üppig geknäulten" Faltenwurf. Die Figur des hl. Sebastian, 85 cm hoch, datiert aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Als wertvoller Kirchenbesitz wird ferner eine Silbermonstranz aus der Jahre 1655 erwähnt.

Aufschlüsse über den Zustand der Pfarrgemeinde gibt ein kirchliches Visitationsprotokoll aus dem Jahr 1860. Demnach könne der moralische Zustand als günstig bezeichnet werden. Bei allen Gottesdiensten sei die Gelegenheit zur Beichte gegeben; sie werde auch genutzt. Der Kirchenbesuch sei befriedigend. Als hervorstechendes Übel müsse jedoch die hohe Zahl von unehelichen Geburten bezeichnet werden, die in den letzten zehn Jahren auf 34 gegenüber 112 ehelichen gestiegen sei.

Lappersdorf hatte nun eine Größe erreicht, die die Errichtung einer eigenen Pfarrei nahe legte. Franz Xaver Schottenloher, der letzte Kurat von der Alten Kapelle, trieb diese Entwicklung nach Kräften voran. Schon im Jahre 1866, dem Beginn seiner Tätigkeit, wurden für die Kuratie Grundstücke gekauft; ein Pfarrhof wurde errichtet und Schottenloher zog nach Lappersdorf, das nun erstmals einen ständig anwesenden Geistlichen hatte. Am 17. November 1878 war durch König Ludwig II. die Einrichtung einer Pfarrei für Lappersdorf, Hohensand, Schwerdnermühle und Pielmühle genehmigt; daraufhin war die oberhirtliche Bestätigung erteilt worden. Am 8. Dezember erfolgte der Stiftungsbrief zwischen der Gemeinde Oppersdorf und der Kirchenverwaltung Lappersdorf. Die politische Gemeinde übernahm die Baulast am Pfarrhaus und stellte dem Pfarrer einige Äcker zur Verfügung. Das war die Lebensgrundlage; bis vor etwas über 50 Jahre betrieb der jeweilige Pfarrer diese Landwirtschaft noch. Das Pfarrhaus und die Nebengebäude fielen 1970 dem Bau des neuen Kindergartens zum Opfer. Der erwähnte Stiftungsbrief wurde am 12. Dezember 1878 durch das Bezirksamt Stadtamthof abgesegnet; das Bischöfliche Ordinariat stellte am 7. Januar 1879 die Konfirmationsurkunde aus. Franz Seraphim Schottenloher erlebte diese Krönung seines Lebenswerkes nicht mehr; er starb am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahre 1878. In einer Chronik über Lappersdorf heißt es bezeichnenderweise: Franz Seraphim Schottenloher, Pfarrer seit dem 7. Januar 1879, gestorben am 26. Dezember 1878.

Die Einwohnerzahl der Gemeinde hatte um 1900 einschließlich von Oppersdorf und Umgebung sowie Hohensand, Pielmühe und Rodau 720 erreicht. Damit war natürlich die Kirche wieder zu klein geworden. Auch der Friedhof bot nicht genügend Platz. So kaufte man ab 1900 zwei Anwesen und ein größeres Grundstück in unmittelbarer Umgebung, begann damit, den Friedhof zu erweitern, und fasste den Neubau einer Kirche ins Auge. Bis 1918 hatte man schon 18.000 Mark "guten Geldes", wie es hieß, gesammelt; doch ließen Krieg und Inflation die Mittel dahinschmelzen, so dass ein Neubau nicht mehr in Frage kam.1928 legte dann Architekt Oberberger aus Reinhausen Pläne vor, die 1930 in die Wirklichkeit umgesetzt werden sollten. Doch die Stellungnahme des Baureferats der Regierung war völlig negativ. Oberberger wollte 158 Plätze für Erwachsene und 62 für Kinder schaffen. Dies erschien der Regierung zu wenig, hatte die Gemeinde doch bereits 604 Seelen und man ging davon aus, dass etwa die Hälfte Kirchgänger seien. Gerügt wurde zudem, dass Oberberge nur Bauschüler, nicht Architekt sei. Entsprechend den Änderungswünschen der Regierung der Oberpfalz und des Kunstausschusses in München griff man nun auf die Pläne des Münchener Architekten Holzbauer zurück. Er ließ von der alten Kirche nur mehr den Turm stehen. Das Kirchenschiff setzte er an diesen Turm an und orientierte es nach Westen, drehte es also um. Es wurde 27 m lang, 14 m breit und 8,60 m hoch. 311 Sitzplätze für Erwachsene und 105 für Kinder waren vorgesehen. Obwohl diese Kirche größer war als im Plan Oberbergers, kostete sie um rund zehn Prozent weniger. Am 30. August 1931 erfolgte die Weihe des neuen Gotteshauses durch Erzbischof Michael Buchberger.

Erster Pfarrer in Lappersdorf war Joseph Obermaier (bis 1891); ihm folgten Johann Spagl (bis 1895), Bernhard Morgenstern (1902), Michael Reisinger (1907), Wendelin Englbrecht (1920), Franz Xaver Wutz (1931), Johann Holz (1942; Grab auf dem Kirchenvorplatz), Max Schuster (1949), Johann Putz 1968), Ludwig Bumes (1985), Gottfried Dachauer (2001). Herbert Mader ist demnach der 12. Pfarrer von Lappersdorf.

Vor allem in der Nachkriegszeit stieg die Einwohnerzahl der Gemeinde enorm an. Zwischen 1960 und 1973 kam es von 2413 auf 4661 fast zu einer Verdoppelung. Auch für die Pfarrgemeinde brachte dies Probleme und neue Aufgaben.

Mitte der 60-er Jahre standen folgende Projekte an: Die Kirche musste renoviert werden; ein neuer Kindergarten war nötig, da der bisherige nur eine Gruppe unterbringen konnte. Pfarrer Johann Putz, der schon alt und gesundheitlich angeschlagen war, stellte sich den neuen Herausforderungen. Da auch das Pfarrhaus nicht mehr den Anforderungen entsprach, es jedoch auf einem großen Grundstück stand, entschloss man sich, es abzureißen, dort den neuen Kindergarten anzulegen und ein Pfarrhaus in der Nähe der Kirche zu bauen. All dies leitete Pfarrer Putz ein; sein Nachfolger vollendete es.

Als 1968 als Folge des Konzils Pfarrgemeinderäte ins Leben gerufen wurden, war Pfarrer Putz von dieser Idee sehr angetan. Andere Geistliche in seinem Alter lehnten diese Institution ab, nicht Pfarrer Putz. Wie in allem zeigte er sich als absolut kirchentreu. Wer ihn kannte, wusste an ihm vor allem zwei Dinge zu schätzen: seine Bescheidenheit und Demut und seine tiefe Frömmigkeit.

Pfarrer Bumes setzte neue Schwerpunkte. Lebendige Gemeinde schaffen, in die sich jeder nach seinen Gaben einbringt - das war sein erstes Ziel. Und eine Reihe lebendiger Zellen entstand, die zum großen Teil heute noch bestehen: Familienkreise, die Kolpingsfamile, der Frauenbund, der Seniorenclub, das Bildungswerk, der Kirchenchor, Krankenhausbesuchsdienst, soziale Dienste, Unterstützung von Missionsgemeinden, die Pfarrjugend, die sehr aktiv war, solange es Kapläne gab, und manches andere mehr. Insbesondere lag Pfarrer Bumes die außerschulische Katechese zur Sakramentenvorbereitung am Herzen; hier ging er neue Wege, die auch für andere Pfarreien in der Diözese richtungsweisend waren. Nicht zuletzt war er einer der Gründungsmitglieder der ambulanten Krankenpflegestation. Dabei wollte der Pfarrer von organisatorischen Aufgaben weitgehend unbehelligt sein; dies sollten andere übernehmen. Er wollte frei sein für seinen zweiten Schwerpunkt, für de Pastoral. Großen Wert legte er deshalb auf ansprechend gestaltete Gottesdienste und auf die Verkündigung. Ein Glücksfall war es, dass dabei Prof. Dr. Hofmeier jahrelang sein Weggefährte war. Da der Professor keine Haushälterin hatte, wurde er im Pfarrhaus verköstigt und so ergaben sich täglich Möglichkeiten zu theologischen Gesprächen. Prof. Hofmeier war auch pastoral sehr engagiert und begleitete einige Projekte wissenschaftlich. So war es ein permanentes Nehmen und Geben, was hier im Pfarrhaus fast täglich geschah. Unvergessen sind die Predigten aus dieser Zeit. Die geschliffene Sprache und die hoch stehenden Gedanken des Professors zogen auch Kirchenbesucher von auswärts an und regten zu tiefem Nachdenken an. Ganz anders Pfarrer Bumes: Seine Sprache war schlicht und manchmal merkte man, wie er nach dem richtigen Wort rang. Aber jeder spürte: Was der Pfarrer sagte, war ehrlich, kam aus tiefem Herzen und war getragen vom Willen, den Zuhörern etwas mitzugeben für die Praxis des Alltags, in dem Christentum sich bewähren sollte.

Schließlich darf nicht vergessen werden, was unter Pfarrer Bumes auf dem Gebiet der Ökumene geschah und was im Umkreis einmalig war. Am Anfang stand zu Beginn der 70-er Jahre ein ökumenischer Gottesdienst. Die beiden Geistlichen, Pfarrer Bumes und Pfarrer Leffler aus Regenstauf, standen dem zunächst recht skeptisch gegenüber. Nach einigem Zögern stimmten sie zu. Die evangelische Friedenskirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Ich sehe noch vor mir die Geste, mit der Pfarrer Leffler seinem katholischen Mitbruder anbot, die Kanzel zu benutzen - bei der Bedeutung des Wortes in der evangelischen Kirche mehr als eine Geste! Weiter sehe ich noch, wie die beiden Geistlichen nach dem Gottesdienst spontan aufeinander zu gingen, sich die Hand reichten und sagten: "Das müssen wir jetzt öfter tun." In der Folgezeit gab es gemeinsame Sitzungen zwischen Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand und in manchen Bereichen, etwa im Seniorenclub, ist die Zusammenarbeit eine Selbstverständlichkeit geworden. Dass die beiden Gemeindezentren nebeneinander liegen, ist mehr als nur Symbol.

So spannt sich also wie bei der politischen Gemeinde, genauso auch in der Geschichte der Kirche von Lappersdorf ein weiter Bogen von kleinsten Anfängen über lange Zeiten der Bedeutungslosigkeit bis hin zu einer zeitgemäßen Gemeinschaft, die die Aufgaben von heute gelöst hat und in der zu leben es sich lohnt.

Klaus Karl

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